Wie wirken sich die Kontaktbeschränkungen auf das Wohlbefinden und den Alltag Ihrer Patienten aus?
Die Pandemie stellt alle vor besondere Herausforderungen und nimmt Einfluss auf unsere Alltagsgestaltung. Wir sind uns bewusst, dass die psychotherapeutische Arbeit da keine Ausnahme bildet. Erste Untersuchungsergebnisse zeigen bereits psychische Auffälligkeiten bei Kindern. Doch auch Erwachsene hadern mit den Einschränkungen des täglichen Lebens und sorgen sich um Angehörige.
Wir haben daher geschaut, welche Testverfahren es Ihnen als Therapeut oder behandelndem Arzt erleichtern, sowohl situationsbedingte Symptome als auch destruktive Denk- und Verhaltensweisen Ihrer Patienten frühzeitig zu erkennen. Außerdem erläutern wir, in welchen Bereichen Tagebücher, Module und Übungen den Behandlungsprozess sinnvoll ergänzen.
Wie empfinden meine Patienten Stress und mit welchen Strategien begegnen sie ihm?
Zunächst liegt es nahe, einen Blick auf das Stressempfinden der Patienten und ihren Umgang damit zu werfen. Ein geeignetes Instrument dazu ist das Stress- und Coping-Inventar (SCI). Es misst unter anderem das durch Unsicherheit oder Überforderung verursachte Stresserleben sowie die körperlichen und psychischen Stresssymptome. Weitere Skalen zeigen, auf welche Copingstrategien Befragte zurückgreifen.
Die Motivation-Pleasure-Skala (MAP-SR-D) betrachtet, ob und wie stark ausgeprägt die Patienten Freude im Kontakt mit anderen Menschen und durch ihre Freizeitgestaltung erfahren. Beide Bereiche sind von den Kontaktbeschränkungen erheblich betroffen. Eine weitere Subskala erfasst, welche Bemühungen die Befragten auf sich nehmen, um Freude zu erfahren. So kann offensichtlich werden, in welchem Verhältnis die Anstrengungen zu den daraus resultierenden positiven Erfahrungen und Erlebnissen stehen.
Für Patienten, die sich sehr besorgt über das Geschehen und seinen Einfluss auf das eigene Leben äußern, bietet sich mit dem Penn State Worry Questionnaire ein Verfahren, das einmalig in Form des PSWQ-d oder als PSWQ-PW regelmäßig eingesetzt werden kann und so auch den Verlauf pathologischen Grübelns dokumentiert. So kann auch die Wirksamkeit von gemeinsam erarbeiteten Copingstrategien für die Patienten offensichtlich werden.
Wirkt sich der Lockdown auf den Schlaf meiner Patienten aus?
Der veränderte Alltagsrhythmus kann die Schlafqualität beeinträchtigen. Diesem Bereich widmen sich das Münchner Parasomnie-Screening (MUPS) sowie die Regensburger Insomnie-Skala (RIS). Beide eignen sich zur Analyse des Schlafverhaltens und -erlebens, wobei die Insomnie-Skala auch für die regelmäßige Verlaufsmessung validiert ist. Das MUPS betrachtet hingegen auch körperliche Symptome wie Krämpfe und Zähneknirschen, die im Zusammenhang mit dem Schlafen auftreten können. Werden durch die Testverfahren Schlafprobleme offensichtlich, kann es den Betroffenen helfen, durch Psychoedukation mehr über Schlaf zu erfahren und und sich mithilfe des Schlafmoduls mit ihrem Schlafverhalten auseinander zu setzen. Das Schlaftagebuch ermöglicht eine weitere Form der Dokumentation für Patienten.
Wie beeinflussen die Kontaktbeschränkungen den Alkoholkonsum?
Kneipenabende, Geburtstage, kulturelle Veranstaltungen – viele Anlässe, zu denen Alkohol konsumiert wird, finden derzeit nicht statt. Nicht jedem gelingt es, seinen Alkoholkonsum an die veränderten Umstände anzupassen. Bei der Identifizierung von übermäßigem Alkoholkonsum hilft der Alcohol use Disorders Identification Test (AUDIT) der WHO. Sind die Ergebnisse des AUDIT auffällig, empfiehlt es sich, mit mit den Fragebögen zum funktionalen Trinken FFT-K und FFT-L die individuellen Effekte des Alkoholkonsums des Patienten näher zu ergründen. Auch bietet es sich an, das Alkoholtagebuch zu verwenden, das Patienten durch das Aufzeichnen Ihres Alkoholkonsums dazu bringt, sich dessen bewusster zu werden.
Wie lassen sich Suizidgedanken offenlegen?
Patienten mit stark ausgeprägter depressiver Symptomatik brauchen in dieser Situation besondere Aufmerksamkeit vor allem im professionellen Kontext. Das soziale Netz der Betroffenen ist durch die Kontaktregelungen in seiner üblichen Funktion eingeschränkt und kann zur Stabilisierung nur bedingt beitragen. Zum Thema Depression gibt es viele Testverfahren auf der Embloom Plattform, einzigartig ist jedoch die Beck Suizidgedanken-Skala (BSS), die suizidale Neigungen abfragt. Der Test eignet sich prinzipiell auch zur mehrmaligen Anwendung, allerdings kann zur weiteren Beobachtung auch ein Stimmungstagebuch geführt werden.
Mit Übungen die Selbstwirksamkeitserwartung stärken
Viele unserer Übungen und Module verfolgen den Ansatz, die individuelle Selbstwirksamkeit und Selbstwirksamkeitserwartung durch Trainings zu stärken und somit dem Gefühl entgegenzuwirken, ihre Patienten wären der Situation hilflos ausgeliefert und verlieren wertvolle Lebenszeit. Dies scheint unter den aktuellen Bedingungen besonders erfolgversprechend. Solche Gedanken lassen sich mit dem erfassen, eher für den Forschungs- als für den Therapiebereich konzipiert, zeigt die Kurzskala an, ob Patienten eher optimistisch oder pessimistisch eingestellt sind und wie es um ihre Selbstwirksamkeit bestellt ist.
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